Alles begann mit der Heizung im Schulhaus Grächen – sie hat mit dem Baujahr 1972 bereits ein paar Jährchen (zu viel) auf dem Rücken, ist sanierungsbedürftig und soll erneuert werden.
Da nicht nur das Schulhaus, sondern auch andere Gemeindeliegenschaften in der unmittelbaren Nachbarschaft wie der Gemeindesaal, das Gemeindebüro und das Pfarrhaus zurzeit noch mit alten Ölheizungen beheizt werden, wurde eine gemeinsame, nachhaltige Lösung zum Ersatz gesucht, und gefunden: der Aufbau einer zentralen Wärmeerzeugung mit einem Hochtemperatur-Fernwärmenetz.
Die Zentrale des neuen Wärmenetzes ist im Schulhaus Grächen – hier entstand durch den Ersatz des bestehenden Heizölkessels genügend Platz um eine Pellet-Heizung einzurichten. Der Heizöl-Tankraum wurde zu einem Pelletlager umgebaut. In den überhohen Räumen auf dem Niveau der Turnhalle wurde die Netzspeicher platziert.
Das Fernwärmenetz ist seit dem Oktober 2023 in Betrieb und beheizt auf nachhaltige Weise die Räume des Schulhauses, des Gemeindesaales, des Gemeindebüros, der Raiffeisenbank sowie des Pfarrhauses.
Während in früheren Projektstudien eine Holzschnitzelanlage vorgesehen war, setzt das aktuelle Konzept auf Pellets, da sich die spezifischen Investitionskosten (CHF/kW) dank besserer Raumnutzungsmöglichkeiten deutlich reduzieren. Im Pelletkessel soll mit der Verbrennung eines grösstmöglichen Anteils an regional produzierten Waldholzpellets aus dem kommunalen Forst die lokale Wertschöpfung gewährt bleiben.
In einem ersten Schritt wurde die vorgesehenen Gebäude der ersten Etappe im Dorfzentrum erfolgreich ans neue Wärmenetz angeschlossen. Dafür wurde einer von drei möglichen Pelletöfen ausgebaut.
Das Heizleistungspotential des Wärmenetzes mit insgesamt drei Heizöfen liegt bei rund 1 MW. Es kann also zu einem späteren Zeitpunkt in weiteren Etappen zum Dorfzentrum hin (und darüber hinaus) erweitert werden. So bekommen auch private Interessenten die Möglichkeit, sich ans Wärmenetz anzuschliessen und damit nachhaltig und CO2-neutral zu heizen.
Investorin und zukünftige Betreiberin des Fernwärmenetzes Grächens ist die EVG Grächen AG. Das Dienstleistungsunternehmen ist für die Versorgung der Region Grächen mit elektrischer Energie zuständig. Sie belieferte 2022 rund 2’500 Kundeninnen und Kunden mit ca. 12 GWh Elektrizität.
Die EnAlpin AG aus Visp ist mit 35 % an der EVG Grächen AG beteiligt und hat das Konzept für das Wärmenetz entwickelt. Sie unterstützt die EVG Grächen AG bei der Realisierung als Gesamtprojektleiterin.
Feuer = Rauch?
Dank geeigneten technischen Massanahmen (Filter) und durch einen professionellen Betrieb der Anlagen entsprechen die Rauchgasemissionen den aktuellen Vorgaben der Luftreinhalteverordnung.
Wie nachhaltig ist Heizen mit Holz?
Heizen mit Holz gilt als klimaneutral, da bei der Verbrennung nur so viel CO₂ entsteht, wie die Bäume während ihres Wachstums der Atmosphäre entzogen haben.
Was braucht es für einen Anschluss ans Wärmenetz?
Das Wärmenetz wird von einem zentralen Heizkessel versorgt. Da es sich damit um ein Hochtemperatur-Wärmenetz handelt, brauchen die angeschlossenen Gebäude jeweils nur einen kompakten Wärmetauscher – das heisst, wer sich ans Wärmenetz anschliessen lässt, braucht weder einen eigenen Heizkessel noch einen Öltank oder eine Wärmepumpe. Die Anschlussgebühr richtet sich nach der zu beziehenden Heizleistung und liegt in den meisten Fällen unter den Investitionskosten, die bei einer eigenen lokalen erneuerbaren Heizlösung anfallen.
Wer sich für einen Anschluss interessiert, kann sich unter
Lohnt sich ein Anschluss finanziell?
Ein unabhängiger Vergleich auf Grundlage der Energieberatung Wallis zeigt an untenstehendem Beispiel, dass ein Anschluss an den Wärmeverbund mit anderen nachhaltigen, also erneuerbaren Energiequellen problemlos mithalten kann.
Ausganglage: Erneuerung eines 40 kW-Heizölkessels in einem Mehrfamilienhaus mit einem jährlichen Heizölverbrauch von 7'500 Litern:
Ölheizung
Investitionskosten CHF 62'300.-
Energie und Unterhalt: 14.48 Rp./kWh
Gesamt (Amortisation, Energie und Unterhalt): 19.7 Rp./kWh
Lokale Pellet-Heizung
Investitionskosten inkl. Subvention CHF 117'500.-
Energie und Unterhalt: 15.83 Rp./kWh
Gesamt (Amortisation, Energie und Unterhalt): 25.6 Rp./kWh
Luft-Wasser-Wärmepumpe
Investitionskosten inkl. Subvention CHF 114'500.-
Energie und Unterhalt: 15.8 Rp./kWh
Gesamt (Amortisation, Energie und Unterhalt): 24.5 Rp./kWh
Wärmeverbund
Investitionskosten inkl. Subvention CHF 40’900
Energie und Unterhalt: 19.6 Rp./kWh
Gesamt (Amortisation, Energie und Unterhalt): 26.7 Rp./kWh
Fazit: Mit der geringeren Anfangsinvestition, dem unterhalts- und bewirtschaftungsfreien Betrieb und dem Platz, den man durch die Installation der neuen Heizung gewinnt stellt der Fernwärmeanschluss eine attraktive Erneuerungsalternative dar.
Was sind die Vorteile gegenüber einer Ölheizung?
Wer von einer Ölheizung auf einen Anschluss ans Wärmenetz umsteigt,
gewinnt an Platz, da Heizkessel und -tank nicht mehr gebraucht werden;
muss sich nicht mehr um den Unterhalt seiner Heizung kümmern (z.B. Kaminfeger, Tankreinigung);
muss nicht mehr ständig den Ölpreis überwachen und Heizöl bestellen.
Wer sich ans Hochtemperaturnetz anschliessen lässt, spart zudem CO₂ und verbessert so den eigenen ökologischen Fussabdruck. Im Vergleich zu einer Ölheizung können bis zu 80 % CO₂ eingespart werden. Während der CO₂-Ausstoss mit Öl bei 0.3 kg CO₂ pro kWh liegt, kommt das künftige Wärmenetz in Grächen nur auf gerade mal 0.06 kg pro kWh*. Bei einem Mehrfamilienhaus, das im Jahr ca. 144'000 kWh an Wärmeenergie verbraucht, macht das eine jährliche Einsparung von 34 Tonnen CO₂. Dies entspricht 17 Flügen nach NYC und zurück.
* Durchschnittswert von Fernwärmenetzen, die zur Spitzenlastabdeckung den Betrieb von komplementären Ölheizkesseln vorsehen.
Was sind die Vorteile gegenüber einer Luft-Wärme-Pumpe?
Luft-Wasser Wärmepumpen sind in Grächen wegen der Höhe weniger effizient als in tieferen Lagen. Im Hochwinter wird dadurch zur Heizwärmeerzeugung mehr Strom als Umweltwärme verbraucht. Dazu leidet auch die Lebensdauer der technischen Komponenten, speziell beim Betrieb in älteren energetisch unsanierten Gebäuden. Bei der Aufstellung ist auf Ästhetik, Lärmemissionen und thermischen Luftkurzschluss zu achten. Demgegenüber steht die ganzjährig effizient verfügbare Hochtemperaturwärme, die sich bei Bestandsbauten sowohl bei den Betriebs- als auch den Vollkosten (inkl. Investition) vorteilhaft zeigt.
Was sind die Vorteile gegenüber einer lokalen Pellet-Heizung?
Lokale Holzfeuerungen sind in Bestandsbauten ein valabler Ersatz von Ölfeuerungen. Neben Pellet sind für kleinere Gebäude auch Stückholzheizungen möglich, wobei letzterer nur den teilautomatisierten Betrieb ermöglichen. Holzfeuerungen brauchen mehr Platz für die Brennstofflagerung, -austragung, Ascheentsorgung und Verbrennung. Ebenfalls muss die Zufahrtsmöglichkeit zur regelmässigen Brennstofflieferung gewährleistet sein. Demgegenüber steht die steht die platzsparende Installation eines Fernwärmeanschlusses, die sich bei Bestandsbauten sowohl bei den Betriebs- als auch den Vollkosten (inkl. Investition) vorteilhaft zeigt.